Der Bundesrat verpflichtet sich zur wissenschaftlichen Untersuchung von alternativen Strafvollzugsformen und prüft deren Umsetzbarkeit und Wirksamkeit im Rahmen von Pilotprojekten. Durch alternative Strafvollzugsformen soll die Rückfallquote gesenkt und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erleichtert werden.
In der Schweiz werden 49.3% aller entlassenen Häftlinge rückfällig. Diese Situation ist nicht nur für die betroffenen Häftlinge und die Gesellschaft ein Problem, sie verursacht auch hohe Kosten. Dass Verbesserung möglich ist, beweisen Zahlen aus Island und Norwegen, wo die Rückfallquote mit lediglich 20% deutlich tiefer ist. Beide Länder ziehen diesen Erfolg aus alternativen Haftformen, die die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erleichtern. So orientiert sich Norwegen am Konzept der Resozialisierung, das den Inhaftierten mehr Vertrauen und Freiheiten einräumt, anstatt sie nur zu beschäftigen. Zur aktuellen Handhabung des Schweizer Strafvollzugs sagt der deutsche Jurist und Gefängnis-Experte Thomas Galli: «Die Leute kommen nicht besser aus den Gefängnissen heraus, sondern eher schlechter und geschwächt.» Diese Folgen des aktuellen Strafvollzugs sind die breiten gesellschaftlichen Interessen von weniger Kriminalität entgegengesetzt. Hinzu kommt, dass die psychische Situation vieler Häftlinge im aktuellen System stark strapaziert ist. Bei inhaftierten Personen sind psychotische Erkrankungen und Depressionen zwei- bis vierfach häufiger als bei der Allgemeinbevölkerung – bei dissozialen Persönlichkeitsstörungen ist die Häufigkeit sogar zehnmal höher. Alleine zwischen 2003 und 2012 haben sich 83 in der Schweiz inhaftierte Personen das Leben genommen. Diese Zahlen sind ein klares Indiz, dass im Schweizerischen Strafvollzug Handlungsbedarf besteht und Verbesserungspotential vorhanden ist. Die skandinavischen Länder zeigen uns, was möglich ist. Darum fordern wir den Bundesrat zum Handeln auf - er soll auch in diesem Bereich nach typischer schweizerischer Perfektion streben.
| Keine Anlagen hinterlegt. |
Nachverfolgung durch das Forum abgeschlossen? nein